Um Himmels Willen!
Ja, ist das sein Wille? Diese Frage stellt sich Jürgen Frankenhauser-Erlitz. Und er stellt sie wie immer auf seine eigene Art und mit drastischer Bildsprache. Man merkt - sofern man merken will - hier ringt einer ganz gewaltig um Wahrheit.
Können zigtausend Menschen irren? Irren ist menschlich, die Frage muss also erlaubt sein. Gut, der Blutritt ist Europas größte Reiterprozession. Aber sind 3.000 Reiter und 30.000 Pilger ein Garant für Wahrheit? Sicher gibt es unter den restlichen 740 Millionen Europäern auch welche, denen diese Art der Präsentation von Glauben so befremdlich erscheint, wie den Anhängern des Blutritts die Bildsprache von Jürgen Frankenhauser-Erlitz. Ja, manch einer mag den Blutritt gar für geschmacklos halten.
Jürgen Frankenhauser-Erlitz will nicht verletzen. Er versucht auf seine Weise, den Sinn der Passion zu verstehen. Diese gewaltige Maßnahme eines Gottes, der das Blut seines eigenen Sohnes vergießen lässt. Warum nur? Der zulässt, dass es heute wie eine Siegestrophäe durch die Straßen getragen wird. Ist das würdig oder entwürdigend? Ist das geschmackvoller als provokative Bilder?
Wer erteilt eigentlich wem das Recht darüber zu urteilen, was geschmacklos ist? Ein Herrenreiter? Ein Narr? Oder wer sagt, dass man seinen Glauben geschmackvoll zum Ausdruck bringen muss? Und ist es geschmackvoll, das hoch zu Ross zu tun? Und Gottesgeschöpfen Beruhigungsmittel zu spritzen, damit sie nicht tänzeln oder wild ausscheren, wie es ihre Natur ist? Und Frauen dabei auszuschließen, weil es immer schon so war?
Tradition alleine kann nicht die Antwort sein. Keiner befürwortet heute mehr ernsthaft die Hexenverbrennung, obwohl sie gerade in Oberschwaben eine bedeutende Tradition hat. Oder doch?
Wieder Fragen über Fragen. Mal ganz ehrlich: würden wir uns die stellen, wenn uns nicht einer dazu provoziert? Und die Vielfalt der Antworten – sind die es nicht Wert, dass einer provoziert?